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Wärme für denkmalgeschützten Bauernhof

Selbst das Tor steht unter Denkmalschutz: Bauer Christoph Ridder investiert in den Isinger Hof.

Wärme für denkmalgeschützten Bauernhof

Den traumhaften Blick dürften schon die Bauern vor rund 130 Jahren genossen haben: So weit das Auge reicht, sind Felder vom Isinger Hof aus zu sehen. Nun poliert der neue Eigentümer Christoph Ridder das denkmalgeschützte Gebäudeensemble in Leithe auf – und setzt dabei auf die Stadtwerke Essen AG als Partnerin.

Sickerwasser fließt über den Lehmboden durch das riesige Kellergewölbe, vorbei an verrotteten Überresten einer Kältemaschine, einem festgerosteten Eingang zu einem Bunker und einer recht neuen, aber vom feuchten Klima schon angegriffenen Ölheizung. Das 1871 errichtete Wohnhaus unterhalb der Meistersingerstraße stand lange leer, ungebetene Gäste haben sich im und am Haus zu schaffen gemacht und zum Beispiel sämtliche Kupferkabel gestohlen. Vom Keller bis hin zum Dachboden gibt es viel zu tun – und Christoph Ridder ist einer, der anpackt.

Christoph Ridder und Jörg EhleDer 53-Jährige ist Landwirt aus Leidenschaft, und das in der mittlerweile 17. Generation. Unweit des Isinger Hofs bewirtschaftet er schon den Schaepershof an der Rodenseelstraße. Die Zeichen stehen auf Wachstum – „zur Zukunftssicherung der Familie“. In drei, vier Jahren wird der Sohn in die Fußstapfen des Vaters treten. „Es geht jetzt darum, den Isinger Hof zu entwickeln“, sagt Christoph Ridder. Für den rund 16.000 Quadratmeter großen Hof bezahlte er einen sechsstelligen Betrag im unteren Drittel. Ridder rechnet damit, das Dreifache in die Renovierung zu stecken.

Herausforderung Denkmalschutz
Eine besondere Herausforderung stellt der seit 1987 bestehende Denkmalschutz des Gebäudeensembles dar. „Selbst das Pflaster ist geschützt“, erklärt Ridder. Wundervoller Stuck verziert die Decken der 26 Zimmer des Wohnhauses. Uralte Parkettböden und Türen verbergen sich hinter der klassizistischen Fassade. Ridder beschäftigt sich engagiert mit vielen Details. So lässt er von Experten die ursprüngliche Farbe der Außenwände prüfen.

In dem Wohnhaus sollen vier bis fünf Wohnungen entstehen. Ein Hausmeister bekommt im Nebentrakt eine dauerhafte Bleibe. Auch die Wirtschaftsgebäude werden saniert. Hergerichtet wird eine 40 Meter lange, 16 Meter breite und 11 Meter hohe Scheune, um Stroh und Heu lagern zu können. Was mit einem ehemaligen Kuhstall passiert, ist noch offen. Vielleicht entstehen auf zwei jeweils 200 Quadratmeter großen Etagen Wohnungen, vielleicht werden hier aber auch Pferde untergebracht. Ridder überlegt, eine vor 60 Jahren nahezu bis auf die Grundmauern abgebrannte Scheune wieder aufzubauen.

Wohnhaus des Isinger HofsKompetente Beratung
Was immer am Ende tatsächlich umgesetzt wird: Der Hof ist für jede Nutzung energetisch gewappnet. „Ich wurde sehr engagiert beraten“, sagt Christoph Ridder über die Stadtwerke Essen AG. „Die Mitarbeiter haben sehr gute Vorschläge gemacht.“ Einer davon war, die neue Heizungsanlage nicht wieder im Keller, sondern im Dachstuhl zu installieren. „Hier ist es trocken und wir haben kurze Abgaswege“, erklärt Jörg Ehle, Leiter Geschäftskunden bei der Stadtwerke Essen AG.

Zwei hochskalierbare Heizkessel mit jeweils 80 KW werden das Wohnhaus und die Wirtschaftsgebäude mit Wärme und Warmwasser versorgen. „Das ist in diesem Fall die flexibelste und wirtschaftlich sinnvollste Lösung“, betont Ehle. Rund 50 Meter lang wird der eigens verlegte Gasanschluss zur Meistersingerstraße hin sein. Und wenn der Boden schon einmal aufgerissen wird, dann kommen in den Kanal auch alle anderen Anschlüsse: Wasser, Entwässerung, Breitbandkabel, und, und, und.

Auf den umliegenden 30 Hektar großen landwirtschaftlichen Flächen möchte Ridder unter anderem Mais, Getreide und Erdbeeren anbauen, vielleicht auch Rinder weiden lassen. Die Pferdehaltung wird eine Rolle spielen. „Ich habe viel Spaß mit dem Hof“, lacht der Bauer und öffnet das denkmalgeschützte, reich verzierte Hoftor. Dahinter kennt er sich aus. Die Vorbesitzer des Isinger Hofes, die Familie Budde, waren seine Tante und sein Onkel. Jetzt ist es sein Hof. Er sagt: „Der Kreis schließt sich.“